Als Sechsjähriger mit seinen Eltern abgeholt, im berüchtigten Viehwaggon nach Auschwitz transportiert, dem Tod an diesem Schreckensort nur entgangen, weil das Lager bereits überfüllt war, weitergereicht zunächst nach Ravensbrück, dann nach Bergen-Belsen, erst Vater, dann Mutter verloren, als mit dünner Haut überzogenes Skelett von den Briten befreit – so sehen die Eckdaten dieses Kinderlebens aus, darin unerwähnt alle Gräuel und alles Menschenverachtende, das kein Kind, kein Mensch je erleben sollte. Egon Holländer hat überlebt, auch, wie er immer wieder betont, weil es ihm gelungen ist, vieles zu verdrängen. Seit der Niederschlagung des Prager Frühlings und der anschliessenden Flucht lebt er mit seiner Familie in der Schweiz. Erst im hohen Alter begann er, seine Geschichte zu erzählen, um dem Vergessen entgegenzuwirken.
Die beeindruckende und tiefe Spuren hinterlassende Begegnung mit Egon Holländer ermöglichte die Maturandin Sharon:
«Ich habe den Holocaust-Überlebenden Egon Holländer am Gedenktag der Reichspogromnacht im November 2024 kennengelernt. An diesem besonderen Tag hat er vor der jüdischen Gemeinde seine eindrucksvolle und bewegende Lebensgeschichte erzählt. Seine Worte haben mich tief beeindruckt und mir einen persönlichen Einblick in die Schrecken der damaligen Zeit gegeben. Durch seine Erzählung wurde mir bewusst, wie wichtig das Erinnern und Weitertragen solcher Geschichten ist. Als wir das Thema Holocaust in der Schule behandelt haben, musste ich sofort an ihn denken. Ich fand, es wäre sehr passend und wichtig, dass auch meine Mitschülerinnen und Mitschüler seine Geschichte hören. Deshalb habe ich ihn an unsere Schule eingeladen, wo er erneut seine Erlebnisse mit uns geteilt hat – ein Moment, den viele von uns sicher nie vergessen werden.
Solche Begegnungen sind unendlich wertvoll, denn es gibt nur noch wenige Zeitzeugen, die von den Schrecken des Holocaust erzählen können. Ihre Geschichten sind ein eindringliches Mahnmal und rufen uns zur Wachsamkeit auf – gegen Antisemitismus, Rassismus und jede Form von Ausgrenzung. Es ist unsere Verantwortung, diese Erinnerungen wachzuhalten, damit sich so etwas Unvorstellbares nie wieder wiederholt.»
Sharon, G6g